Noch vor dem Erscheinen von Becketts Endspiel, noch bevor Adorno überhaupt wissen konnte, dass ein Theaterstück mit solch einem Titel je das Licht der Welt erblicken würde, schrieb er in der Minima Moralia, im Text Nummer 33, in den vierziger Jahren:
„Karl Kraus tat recht daran, sein Stück »Die letzten Tage der Menschheit« zu nennen. Was heute geschieht, müsste »Nach Weltuntergang« heißen.“
Kein Wunder, dass Adorno sich in Beckett wiederfand. Mit dem Streit der Professoren darum, ob Beckett philosophisch war oder nicht, hat das zunächst nichts zu tun.
Beckett habe, so heißt es, die philosophische Dimension seines Werks verneint, worauf die Professoren sich gern berufen, die philosophische Deutungen ablehnen. Dabei könnte eigentlich jeder wissen, der selber Geschichten schreibt, dass ein Autor, hat er sein Werk einmal der Öffentlichkeit übergeben, keine Macht mehr darüber hat, wie es zu interpretieren sei. Ich hatte einst Mitte der Sechziger eine Erzählung mit dem Titel „Der Geier“ verfasst. Ausgangspunkt war die Erfahrung, dass mich die vergebliche Liebe zu einer Mitschülerin aufzehrte, regelrecht auffraß. Andere interpretierten diese Geschichte als das Gleichnis für ein aufreibendes Engagement gegenüber dem Staat.