Beckett-Brief

Der folgende Brief Becketts an Dr. Kleinschmidt aus dem Jahre 1973 bestätigt eine These beziehungsweise eine Überzeugung Adornos, dass der herausragende, fortgeschrittenste Künstler ein Bewußtsein seiner Mittel hat. Das heißt, auf Beckett bezogen, sein Werk ist derart stringent durchgearbeitet, dass in ihm jeder Punkt und jedes Komma an der richtigen Stelle sitzt und jede Regieanweisung (wie z.B. Pause) stimmig ist.

Bei Adorno  findet sich der Begriff des gesellschaftlichen Gesamtsubjekts, dessen Merkmal beim Einzelnen ein hoch entwickeltes Bewußtsein seiner selbst und ein ebensolches über den Zustand der Gesellschaft wäre. Ein solches Bewußtsein hätte eine befreiende Wirkung, wie es Woody Allens Filme seit dem Stadtneurotiker (Annie Hall) verkörpern. (Die Nähe zwischen Beckett und Allen ist, so weit ich sehe, noch nicht umfassend herausgearbeitet worden.)

Gewöhnlicherweise stößt uns unangenehm auf, wenn jemand, der ein hoch entwickeltes Bewußtsein seiner selbst hat, dies auch noch ausspricht. Man wirft ihm in der Regel Überheblichkeit vor, vor allem dann, wenn man als Person sich selbst nicht so durchgebildet hat wie der avancierte Künstler. Ich rede hier nicht vom Künstler allgemein, sondern ich meine solche wie Proust, Beckett, Allen.
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