Einen Tag zu spät, sorry. Gestern erschien vor 100 Jahren „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“. Problemlos kam dieses literarische Schwergewicht jedenfalls nicht auf die Welt, wie man in einem guten Artikel in der FAZ lesen kann.
Wenn alle heutige Lektoren so kritisch wären wie damals André Gide (siehe Zitat) – ja dann wäre der Büchermarkt wesentlich überschaubarer.
Besonders schmerzte die Absage von Gallimard, dem Verlag der erst 1909 gegründeten, aber literarisch äußerst einflussreichen „Nouvelle Revue Française“. Kein Geringerer als deren Chefredakteur André Gide hatte Prousts Manuskript geprüft. In seinem jetzt zum hundertjährigen Jubiläum der „Recherche“ erschienenen Bändchen „Proust 1913“ (Verlag Hoffmann und Campe) revidiert Luzius Keller, der beste deutschsprachige Proust-Kenner, die alte Legende, dass Gide gar nicht erst ausgepackt habe, was er da versiegelt auf den Tisch bekam. Vielmehr las er immerhin fast ein Zehntel des Romans, bis er auf eine orthographische Unklarheit bei einer Frisurbeschreibung stieß und die Lektüre abbrach, weil er den Autor für sprachlich schludrig hielt (wie einem so nie abgeschickten erklärenden späteren Briefentwurf an Proust zu entnehmen ist). Auf diese Weise verpasste das Haus Gallimard die Erstpublikation der „Recherche“ buchstäblich um Haaresbreite.
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