ERSTER WELTKRIEG
Edith Cavell, Dr. Gottfried Benn und andere
Von Werner Dütsch
Die englische Krankenschwester Edith Cavell wird 1915 von einem deutschen Kriegsgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet. Sie hatte gefangenen englischen und französischen Soldaten zur Flucht verholfen. Der zur Erschießung abgeordnete Mediziner ist Dr. Gottfried Benn, Militärarzt in Brüssel.
Die Märtyrerin Cavell wird Teil alliierter Kriegspropaganda, wird Namensgeberin für Hospitäler, Schulen, Straßen. Denkmäler werden errichtet, Bücher und Dramen geschrieben, Bilder vertrieben. 1927 beginnt in England die Arbeit an einem Cavell-Film. Vorberichte beunruhigen London und Berlin: Darf ein proenglischer Film mit antideutschen Ressentiments die Friedensdiplomatie stören?
Das beschäftigt Politiker, Diplomaten, Zensoren, Friedensnobelpreisträger, Journalisten, Schriftsteller – auch Gottfried Benn, der einen ausführlichen und die Hinrichtung rechtfertigenden Bericht veröffentlicht. Der Text wird für Benn noch einmal wichtig, als die Nazis, denen er sich kurzzeitig so sehr verbunden wusste, ihn massiv angreifen. 1952 ist Benn noch einmal in Belgien, mit ganz anderen Erinnerungen.
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