Klaus Baum möchte einen Filmregisseur vorstellen

Ich habe Michael O’Connor vor zwei Jahren in Hamburg kennengelernt anläßlich der Premiere seines Films Schlafende Hunde. Die Begegnung war kein Zufall, da ich eigenes wegen der Uraufführung des Films nach Hamburg gefahren bin. Ich habe nun Michael gebeten, etwas über sich selbst und seine Arbeit zu schreiben, ich habe ihn allein schon aus dem Grund gebeten, weil er ein Ire ist und die Beckett-Gesellschaft sich besonders zur Kunst der Iren hingezogen fühlt, jedenfalls sagen sie das im Vorstand immer wieder.

Hier nun der Text von Michael:

Michael O’Connor, Regisseur

Persönlich

Ich komme aus Dublin. Bisher bestand mein Leben in Dublin, London und Hamburg, aus einer Reihe von Obsessionen: Erst kam das Schwimmen mit 10 Jahren, gefolgt von Fußball, Tischtennis & Tennis, die ich während meiner Jugend gespielt habe. Als ich in meinen Zwanzigern war, war ich von Musik besessen und habe als Drummer in einer Band gespielt. Danach kam die Liebe zur Architektur, Kunst und Theater (als schlecher Schauspieler). In Dublin und London habe ich nach meinem Studium in Architekturbüros gearbeitet.

 

Meine Reise ging aber weiter bis ich die Welt des Films entdeckt habe. Diese Welt ist für mich eine Synergie von allem was ich bis jetzt gemacht habe und da ich immer neugierig bin, will ich in Becketts Worten Wieder Versuchen, Wieder Scheitern, Besser Scheitern. Seitdem ich in Hamburg bin (etwa 15 Jahre), habe ich verschiedene Kurzfilme gedreht und 2010 meinen ersten Spielfilm fertig gestellt.

Schlafende Hunde:

Mich interessieren emotionale und spannende Geschichten über Menschen, die in sich und ihre Umwelt Abgründe und Geheimnisse entdecken. Diese Abgründe sind das Thema von meinem ersten Spielfilm Schlafende Hunde. Zusammen mit Drehbuchautorin/Produzentin Ninon Schubert haben wir eine Geschichte gewoben, die ohne Effekte auskommt, sich dafür aber umso mehr auf die Hauptfigur fokussiert: Wie ein Westernheld, kommt er in die Stadt, sucht, findet und “geht” wieder.

Beckett Projekt:

Wir arbeiten jetzt an verschiedenen Projekten. Und eins davon ist ein Spielfilm über Beckett. Beckett habe ich zuerst in Dublin in der Schule gelesen, aber als ich nach Hamburg kam, habe ich mich viel mit Krapp’s Last Tape beschäftigt. Fast hätte ich es als Theaterstück inszeniert. Was mich an Beckett fasziniert ist, dass er in seinen Stücken und Büchern das macht, was der Architekt Mies van der Rohe gesagt hat: Weniger ist mehr. Ganz im Gegensatz zu James Joyce, obwohl ich ihn auch sehr schätze.

Bei unserem Beckett Projekt geht es um seine Zeit in Deutschland in 1936/37: Samuel Beckett lässt seine persönlichen Probleme hinter sich und reist nach Deutschland, um seine Liebe zur deutschen Kunst zu vertiefen. Angefangen in Hamburg geht er auf eine sechsmonatige Reise und trifft deutsche Maler und Galeristen. Als die NS-Verfolgung von Künstlern eskaliert, findet Beckett es zunehmend schwierig, die Künstler zu treffen und ihre Arbeit zu sehen. In München wird es so gefährlich, dass er gezwungen ist, seine Reise abzubrechen.

Es ist ein Roadmovie über einen Autor, der noch dabei ist seine eigene schriftstellerische Stimme zu entdecken und der auf eine lebendige und bunte Künstlerszene trifft, die kurz davor ist, systematisch zerstört zu werden.

Webseiten, auf denen auch eine Reihe von Fotos zu finden sind:

www.shakedownfilms.eu

www.schlafende-hunde-film.de

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