Spielplan:
http://www.hellerau.org/spielplan/neither/
Eine 3D-Audio-Oper für virtuelles Orchester und Sopran
Beckett: » Mr. Feldman, ich habe es nicht gern, wenn meine Worte vertont werden.«
Feldman: » Ich bin ganz Ihrer Meinung. Tatsächlich verwende ich ganz selten Worte. Ich habe viele Stücke für Stimme geschrieben, aber ohne Worte.«
Beckett: »Und was wollen Sie jetzt?«
Feldman: »Keine Ahnung. Ich suche nach der Quintessenz, nach etwas, das schwebt.«
So oder ähnlich soll sich der Dialog zugetragen haben, den Morton Feldman und Samuel Beckett 1976 in Berlin geführt haben. Ein paar Wochen später
bekam Feldman eine Postkarte. Darauf 87 Worte – das Libretto zu Neither. Es ist die Zustandsbeschreibung eines taumelnden Daseins, das sich im körperlosen Niemandsland, im Neither, befindet: zerrissen, orientierungslos. Feldman komponierte darauf seine Oper für Sopran und großes Orchester als schwebendes Ineinander betörender Klangfarben. Mit Hilfe hochmoderner Audiotechnik übersetzt das Künstlernetzwerk phase7 performing.arts Neither in das digitale Jetzt. 64 kreisförmig arrangierte Lautsprecher und die Technik der Wellenfeldsynthese (WFS) erschaffen ein virtuelles Orchester dreidimensional im Raum verortet, in deren Mitte die norwegische Sopranistin Eir Inderhaug singt. Die einzelnen Stimmen der Instrumente umspielen das Publikum aus unterschiedlichen Raumquellen. Das körperlose Orchester wird so zum manipulativen, unberechenbaren Phantom – es schwebt im Dazwischen, im Neither. Ein Spiel mit der Wahrnehmung des Zuhörers beginnt.