Und zwar am 2. April 2013 auf Deutschlandfunk um 20 Uhr 10.
Die Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab gilt als „Beginn“ des Gefühls einer gottlosen Welt, im Sinne: Es gibt keinen Gott und somit auch keine Frohe Botschaft mehr, kein „Fürchtet Euch nicht!“
Friedrich Schlegel thematisiert das Gefühl transzendentaler Obdachlosigkeit ebenfalls, und zwar in seinem berühmten Aufsatz über das Studium griechischer Poesie.
Über Büchner und andere geht es dann weiter zu Beckett.
Für mich trifft das Märchen, welches die Großmutter im Woyzeck den Kindern erzählt, das Gefühl der Trostlosigkeit und Leere am besten.
„Es war einmal ein arm Kind und hatt‘ kein Vater und keine Mutter, war alles tot, und war niemand mehr auf der Welt. Alles tot, und es is hingangen und hat gesucht Tag und Nacht. Und weil auf der Erde niemand mehr war, wollt’s in Himmel gehn, und der Mond guckt es so freundlich an; und wie es endlich zum Mond kam, war’s ein Stück faul Holz. Und da is es zur Sonn gangen, und wie es zur Sonn kam, war’s ein verwelkt Sonneblum. Und wie’s zu den Sternen kam, waren’s kleine goldne Mücken, die waren angesteckt, wie der Neuntöter sie auf die Schlehen steckt. Und wie’s wieder auf die Erde wollt, war die Erde ein umgestürzter Hafen. Und es war ganz allein. Und da hat sich’s hingesetzt und geweint, und da sitzt es noch und is ganz allein.“
„Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei“ – im Anschluss: „Wo Jean Paul noch lebt!“
Von Jean Paul
Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, daß kein Gott sei: Mitschnitt aus der Aufführung der Volksbühne Berlin vom 17 / 18. November 2011. Im Anschluss: Wo Jean Paul noch lebt! Auf den Spuren des Titans.
Aufnahme aus der Aufführung der Volksbühne Berlin vom 17./18.11.11
Kyffhäuser/Unternehmen Barbarossa/Träume vom Tod
Von Michael Farin
Musik: zeitblom
Sprecher: Blixa Bargeld
anschließend:
Wo Jean Paul noch lebt!
Auf den Spuren des Titans
Von Michael Langer und Helmut Schödel
Dieser Text, ein Unterkapitel des Romans „Siebenkäs“, ist ein Meisterwerk der deutschen Sprache und ein Schlüsseldokument des modernen Atheismus und zugleich ein autobiografisches Zeugnis des Dichters, der aus einem Pfarrhaus stammte.
An der Oberen Saale schlummert Jean Pauls „Auenthal“: Felsen, Wälder, Wiesen. Hier verbrachte der Dichter in einem Dorf namens Joditz elf Jahre seiner Kindheit, die wohl glücklichsten seines Lebens. Das nahe Städtchen Hof nannte er „Kuhschnappel“, aber Joditz war auf Lebenszeit sein „Dörfchen“.
Dort haben mittlerweile die zwei Jean-Paulianer Eberhard und Karin Schmidt in ihrem Vierkanthof, an dessen Ende früher der Pfarrgarten des Vaters des Dichters lag, ein fabelhaftes Museum errichtet.
Jean Paul, 1763 bis 1825, bedeutender deutscher Schriftsteller.