Übersetzt von Alina Timofte
Von Costica Bradatan
In ihrer Erkundung der katholischen Religion, in „Briefe an einen Ordensmann“, geschrieben ein Jahr vor ihrem Tod 1943, bemerkte Simone Weil an einer Stelle, „ein Wechsel der Religion ist für jeden eine genauso gefährliche Angelegenheit wie der Wechsel der Sprache für einen Schriftsteller. Er kann sich als Erfolg erweisen, aber er kann auch fatale Folgen haben.“ Der rumänische Philosoph Emil Cioran, der ein solcher Schriftsteller war, spricht vom Wechsel der Sprache als einem katastrophischen Ereignis in der Biographie eines jeden Autors. Und dies wohl zurecht.
Wenn man Schriftsteller wird, geschieht dies nicht auf eine abstrakte Weise, sondern in Relation zu einer bestimmten Sprache. Das Schreiben in einer Sprache zu praktizieren heißt zugleich Wurzeln zu schlagen in jener Sprache; je besser der gewordene Schriftsteller ist, desto tiefer die Verwurzelung. Literarische Virtuosität verrät fast immer eine Art tiefes, komfortables Eintauchen in einen vertrauten Boden. So gesehen ist für den Schriftsteller, der die Sprache wechseln muss, diese Erfahrung nichts weniger als lebensbedrohend. Nicht nur muss man alles ganz von vorne anfangen, vielmehr muss man auch alles, was man bislang getan hat, rückgängig machen. Sprachen wechseln ist nichts für den Kleinmutigen und nichts für den Ungeduldigen.
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