Erinnert sei aus diesem Anlass an Becketts berühmten Essay „Proust“, den Beckett gerade mal 25jährig schrieb und der zu Becketts ersten Werken zählt. Hier ein Zitat aus diesem Essay, das in Kürze die zentralen Leitmotive/Themen Prousts in der Recherche („Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“) anspricht:
„Von diesem janushaften, dreiköpfigen, beweglichen Ungeheuer oder dieser Gottheit: Zeit – eine Bedingung der Auferstehung, weil ein Instrument des Todes; Gewohnheit – ein Fluch, insofern sie sich der gefährlichen Exaltation des einen entgegensetzt, und ein Segen, insofern sie die Grausamkeit des anderen lindert; Erinnerung – ein klinisches Laboratorium, das mit Gift und Heilmitteln, Stimulantia und Sedativa ausgestattet ist: Von Ihm wendet sich der Geist zu der einzigen Kompensation und dem einzigen Wunder des Entkommens, das Seine Tyrannei und Wachsamkeit toleriert. Diese zufällige und flüchtige Erlösung mitten im Leben kann eintreten, wenn die Tätigkeit der unwillentlichen Erinnerung durch die Nachlässigkeit oder Agonie der Gewohnheit angeregt wird, unter keinen anderen Umständen, und auch dann nicht unbedingt. Proust hat diese mystische Erfahrung zum Leitmotiv seiner Dichtung gemacht.“
Zu diesem Beckett-Zitat passend folgendes Zitat aus der Recherche, das den Prozess der unwillentlichen (unwillkürlichen) Erinnerung (Erinnerung, die dem Willen und der Verfügungsgewalt des Bewußtseins entzogen ist) mit der Entstehung eines Gemäldes beschreibt (Zitat aus Band 3: Der Weg nach Guermantes):
„So füllten sich die Räume meiner Erinnerung nach und nach mit Namen, die sich ordneten, in Beziehung zu anderen traten untereinander mehr und mehr Verbindungen knüpften und dabei jene vollendeten Kunstwerke nachahmten, in denen nicht ein Pinselstrich für sich steht, in denen jeder Teil Zug um Zug von den übrigen seine Existenzberechtigung empfängt, wie er auch ihnen die ihrige zuweist“.
Aktuell erscheinen viele Artikel zum 100. Todestag. Erwähnenswert erscheint mir ein FAZ-NET – Artikel mit dem Titel „Sein Werk ist ein unaufhörliches Lachen“, Verfasser: Paul Ingendaay. Zum Artikel hier
Hinweisen möchte ich auch auf die Radiosendung des Deutschlandfunks (Deutschlandfunk Kultur) am 18.11.2022 um 22:03 Uhr: Musikfeuilleton, Autorin Sabine Fringes, Titel der Sendung „Die berauschende Illusion der Schönheit. Marcel Proust und die Musik.“