Algerien

Für viele hierzulande ist Beckett ein Theaterautor, dessen Pessimismus nur auf der Bühne stattzufindet. Mit dem Leben hat Becketts Schwärze scheinbar wenig zu tun. Zumindest ist das der Eindruck, den das bürgerliche Publikum vermittelt, denn der Bürger redet selten darüber, wie er sich fühlt, und er redet schon gar nicht über seine Befindlichkeit, wenn diese sich an einem Nullpunkt befindet.

Heute Abend, am 8. Februar 2012, gab es auf Deutschlandfunk eine etwa 20-minütige Sendung über Algerien. Diese begann mit den Worten:

„Die Regierung tut nichts für uns. Sie gibt dir keine Arbeit. Und wenn du eine hast, wirst du ausgenutzt. Du hast keine Rechte. Arbeitest hart, verdienst nichts. Aber du hast ja keine Wahl. Diese Jugend ist verloren. Keine Hoffnung, keine Zukunft. Die Jugendlichen sind depressiv, nehmen Drogen, Alkohol, um zu vergessen – und um vom Glück zu träumen. Sie sagen sich: Vielleicht kommt es morgen, morgen, morgen … aber nichts passiert.“

Der Text beschreibt das Lebensgefühl vieler Algerier. Mir macht er deutlich, welch großer Realist Beckett war.

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