Premiere: „Endspiel“
Drama von Samuel Beckett
Das Vier-Personen-Stück mit Hamm und Clov im Mittelpunkt dreht sich um das Ende der menschlichen Existenz und gleichzeitig darum, dieses Ende hinauszuzögern. Nordwestradio-Redakteurin Margit Ekholt hat sich die Premiere angesehen.
Premiere: „Endspiel“ im Schauspielhaus Bremen , [3:11]
Inszenierung von Frank-Patrick Steckel
Berühmt geworden durch „Warten auf Godot“ war „Endspiel „, wie es im Original heißt, Samuel Becketts zweites Drama. Es stieß zunächst auf Unverständnis. Im Bremer Schauspielhaus hatte der Einakter am 2. Oktober 2011 Premiere. Regie führte der bundesweit bekannte Frank-Patrick Steckel. Er hat in Bremen in den letzten Jahren auch schon Brechts „Heilige Johanna der Schlachthöfe“ und „Die Macbeth Tragödie“ aufgeführt.
Wenig Handlung
Das Stück hat – typisch für das Genre des absurden Theaters – eigentlich keine Handlung. Wir sehen zwei Menschen – den blinden und gelähmten Hamm und seinen Diener Clov – gespielt von Gerhard Palder und Jan Byl. Hamm sitzt wie festgeschnallt auf einem Friseurstuhl, Clov steht oder umkreist ihn mit schweren Schritten. Die beiden sind aufeinander angewiesen, da Hamm von Clov gefüttert werden muss, aber nur Hamm die Zahlenkombination des Vorratsschrankes kennt. Die Gespräche der beiden drehen sich um die Themen Tod, Verfall, Überdruss und Ausweglosigkeit.
Ein düsteres Stück
Das Ende ist nicht nah, sondern es ist bereits überschritten, und diese bemitleidenswerten Gestalten sind in einer toten Welt übrig geblieben. Alles ist sinnlos. Das Regieteam hat für dieses düstere Stück ein kahles, heruntergekommenes Zirkuszelt aufgebaut. Eine nackte Glühbirne an der Decke spendet fahles Licht; schwarz-grau gefleckt sind die Zeltplane und die Holzplanken, die den Raum begrenzen. Passend zu der Zirkus-Szenerie erscheinen Hamm und Clov als zwei traurige Clowns. Ihre Gesichter sind grauweiß geschminkt, der eine trägt einen unförmigen Overall, der andere einen Clochard-Mantel und übergroße Schuhe.
Einige schöne Einfälle hauchen all dieser Tristesse dann doch etwas Leben ein: Da ist ein Fernglas, in dem sich vorne ein großes Auge lustig bewegt, da ist ein absurd langer Katheter-Schlauch, mit dem Clov sich slapstickartig abmüht, und da ist der Videobildschirm mit kleinen Filmsequenzen aus dem früheren Leben Hamms…
Fazit
Ansonsten aber dehnen sich die 80 Minuten zäh in die Länge. Es gibt nichts Beklemmendes, nichts Berührendes, das den Zuschauer packen oder erschauern lassen könnte. Was dieser Inszenierung fehlt, ist entweder mehr Gefühl, mehr Spaß oder ein Bezug zu der Welt, in der wir leben. Dabei könnten sich angesichts von weltweiter Umweltzerstörung Gedanken an die Apokalypse durchaus einstellen. Der Verzicht auf solche Verweise überrascht um so mehr, als dem Regisseur Frank-Patrick Steckel der Ruf voraus geht, er sei ein politischer Regisseur. Wer gerne einen puristischen Beckett sehen mag, der ist hier richtig.
Quelle: http://www.radiobremen.de/kultur/theater/endspiel104.html