Planet Kassel

Ein Text  von Jean-Boskja Missler
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am weihnachtsabend schaute christoph in die schneekugel und entdeckte einen mann auf einem gebäude der sich auf eine keule stützt und zu weinen schien. er wischte sich die schneeflocken von den augen, denn es herrschte ein dichtes schneetreiben. christoph schüttelt die kugel aufs neue und ärgerte den kleinen mann in der kleinen kugel, die wie der erdball belebt war. alles was dort lebte war in die kugel gebannt und winzig geworden. die abhänge mit den stufen und den herabstürzenden wasser vom karlsberg waren dort zu sehen, wie von ferne, und doch deutlicher. alles war fein bemalt und von den träumen, die sich einmischten noch lebendiger, noch schöner geschmückt, wenn denn christoph die hände still hielt und die kugel nicht schüttelte. christoph war der junge, den seine mutter, die einsame peggy, über alles liebte. einsam, weil sie sehnlich auf ihren geliebten wartete. es waren fünf jahre vergangen. sie hatte einen jungen zur welt gebracht. es war das kind einer liebesnacht in einem kleinem unfreundlichen raum. das bett war schäbig, die tapeten schienen voller gespenster, als der mond auf sie schien.
doch die liebenden schaukelten im knarrenden kahn und trieben an den bleichwiesen vorbei. eine eule rief. füchse bellten heiser zurück. der mann hatte seine tweedhose auf die erde fallen lassen und umarmte peggy . er schloss sie fest in seine arme. als er kassel verlies, das war an einem trüben herbsttag, versprach er, weihnachten bin ich zurück. morgen ist nun schon wieder weihnachten und christoph, ihrer beider sohn, schaute entzückt in die schneekugel, so wie er es letztes jahr und davor das jahr getan hatte. eben kam peggy herein und blieb stehen, einen moment und länger, sie wollte ihn nicht stören, der moment schien ihr so kostbar, das sie stillhielt und noch nicht sprach. endlich schien es möglich. christoph, sprach sie ihn an, christoph möchtest du mit mir aus dem fenster schauen. christoph blickt auf und sah die glänzenden feuchten augen seiner mutter, die auf ihn schienen wie das sanfte lichte des mondes, aus jener nacht , da er gezeugt wurde. ja, mama, rief er und streckte die arme in die höhe, um sich aufheben zu lassen von peggy, die sich flugs bückte, den jungen emporhob, so das er glaubte zu fliegen, dabei jauchzte und am busen zur ruhe kam, eingeschlossen in ihre warme brust und gestreichelt, behütet an ihrer brust ruhte. sie setze ihn sanft mit seinen füssen auf die fensterbank ab, hielt ihn umarmt und sie schauten gemeinsam hinab auf die strasse die dort zugedeckt unterm schnee lag, die friedenstrasse.
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