Kollektiver Zwang

Frank Benedikt von Schirach meinte neulich, die Rede ist vom Juli 2012, man schade sich selbst, wenn man so unterirdischen Mist wie den von Sarrazin liest.

Ähnlich verhält es sich mit zwischenmenschlichen Begegnungen. Mir ist das während der documenta 13 wieder aufgegangen, und zwar an einigen ihrer Führungsgestalten. Ihr restringiertes Verhalten macht einen selber klein, engt einen ein, reduziert einen auf einen seelischen und geistigen Gartenzwerg.

Letze Nacht wurde auf Deutschlandfunk vom Theaterfestival in Avignon berichtet. Eines der Stichworte war “Entfaltung der Innenwelten”. Mir war, als weitete sich dabei mein Inneres, und mir war in dem Augenblick klar, warum ich so gern schon als Kind Bücher gelesen habe: Schriftsteller wie Kafka, Robert Walser, Beckett, Thomas Bernhard, Karl Philipp Moritz, Dickens vermitteln einem Realitäten und Erfahrungen, die sie verarbeitet haben, sie vermitteln einem etwas, das einem die Verwaltungsspiesser und Dominanzsüchtigen, das einem die kleinlichen Rechthaber, die Geschäftsführer und Prokuristen niemals vermitteln können: Offenheit und Wahrhaftigkeit.

Im Kunstbetrieb organisieren sie Ausstellungen mit dem Titel: Zeige deine Wunde, aber offenbar begreifen sie nie, was sie da eigentlich tun.

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