Zu spät beim eigenen Begräbnis

Arthur Schnitzler war ein akribischer Chronist seines Lebens. Er führte Tagebuch – und beschrieb dort mehr als fünfzig Jahre lang immer wieder seine Träume. Gegen Ende seines Lebens sammelte er diese Aufzeichnungen für einen gesonderten Band. Nun ist erstmals eine aufwändig editierte Version der Träume Schnitzlers erschienen. Sie birgt Überraschungen.

Schnitzler war ein Schriftsteller, der um den Effekt von Worten wusste. Er hatte den Aufschrei wegen des Bettgeflüsters im „Reigen“ vorhergesehen. Seine Werke können getrost als Seismographen des Aufregerpotenzials der Gesellschaft im frühen 20. Jahrhundert gelesen werden. Und so wundert es nicht, dass Schnitzler seine Träume nicht einfach eins zu eins übernahm.

Manche der Tagebuchfundstücke diktierte er seiner Sekretärin gar nicht, in weitere griff er dramaturgisch ein oder glättete zumindest die Sprache der Notizen. Wieder andere wurden von ihm anonymisiert, um die darin vorkommenden Personen zu schützen. All das und auch viele unverzichtbare biografische Erklärungen zu den Träumen werden im Nachwort erklärt. Nur so weiß man, dass Schnitzler nicht von anonymen „Vorstadtmädeln“ träumte, sondern von Schauspielerinnen und Lebensgefährtinnen.

von: Simon Hadler, ORF.at

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http://orf.at/stories/2120283/2120284/

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