Das letzte Band

Damals war Krapp (Valentin Jeker) 39, als er wie eine Art Tagebuch, die Tonbänder besprach. Jetzt, 30 Jahre später ist er ein zermürbter, alter Mann und hört sich die alten Bänder an: den Tod seiner Mutter, die Liebesszene auf einem Boot, … Immer wieder spult Krapp zurück und lauscht seinem früheren Ich wie einer fremden Person. Mit krächzender Stimme spottet er über sich selbst: „Kaum zu glauben, dass ich je so blöd war.“ Er spricht mit den Bändern, wie andere alte einsame Leute mit Tagebüchern, Fotoalben, Andenken Zwiesprache halten.

1958 in London uraufgeführt, Premiere in Deutschland ein Jahr später, ist „Das letzte Band“ das einzige Theaterstück, das es auf die Liste der „100 Bücher“ der ZEIT geschafft hat. Und was für Beckett zu „Endspiel“ schrieb stimmt natürlich auch für dieses Stück: „Mein Stück will bloßes Spiel sein. Nichts weniger. Von Rätseln u. Lösungen also kein Gedanke. Es gibt für solches ernstes Zeug Universitäten, Kirchen, cafés du commerce usw.“ Man kann es aber auch gerne anders sehen und hören.

 Valentin Jeker, Jahrgang 1934, ist ein Schweizer Schauspieler, der seit 1961 auf verschiedenen deutschen namhaften Bühnen spielte, darunter Stuttgart, Köln, Tübingen u.v.a.m. Unter Manfred Beilharz spielte er in Freiburg und in Kassel und inszenierte selbst u.a. von Samuel Beckett „Warten auf Godot“ und „Glückliche Tage“. 2015 hatte Jeker seine erste Ausstellung als Maler in Berlin.

Das letzte Band – Theaterstück von Samuel Beckett (1958) in der Übersetzung von Elmar und Erika Tophoven

Krapp: Valentin Jeker / Regie: Michael Kaiser

Termine:
Freitag, 4. August 2017, 20 Uhr
Samstag, 5. August 2017, 20 Uhr
Sonntag, 6. August 2017, 20 Uhr

im Kulturhaus Dock 4, Studiobühne Deck 1
Eingang Oberste Gasse
34117 Kassel

Eintritt: 10 € / 6 €

Eine Veranstaltung der Samuel Beckett Gesellschaft in Kooperation mit der Goethe-Gesellschaft Kassel

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Solange die d14 …

Und wieder geht es weiter mit „Beckett bei Beckett“!

Eine Lesereihe mit Texten von Samuel Beckett während der documenta 14
Veranstalter: Samuel Beckett Gesellschaft in Kooperation mit dem Wirt Brendan Kennedy

Der nächste Termin:

26. Juli: Edward Newton / Peer Schröder
2. August: Clare Butcher / Peer Schröder

Die Lesereihe mit ausgesuchten Texten von Samuel Beckett findet während der documenta 14 jeden Mittwoch jeweils 17 Uhr in „Beckett’s Biergarten“, Friedrichsplatz, gegenüber dem Fridericianum statt.

Es wird Englisch und Deutsch gelesen, jeweils der Originaltext und die Übersetzung. Eintritt frei. Die Reihe wird fortgesetzt.

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Und immer weiter

Und wieder geht es weiter mit „Beckett bei Beckett“!

Eine Lesereihe mit Texten von Samuel Beckett während der documenta 14
Veranstalter: Samuel Beckett Gesellschaft in Kooperation mit dem Wirt Brendan Kennedy

Der nächste Termin:

Mittwoch, den 19. Juli 2017 um 17 Uhr
Es lesen: Peer Schröder: „Bim Bam“ (dt.) und Paul Heinemann: „Ding Dong“ (engl.)

Die Lesereihe mit ausgesuchten Texten von Samuel Beckett findet während der documenta 14 jeden Mittwoch in „Beckett’s Biergarten“, Friedrichsplatz, gegenüber dem Fridericianum statt.

Es wird Englisch und Deutsch gelesen, jeweils der Originaltext und die Übersetzung. Eintritt frei. Die Reihe wird fortgesetzt.

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Neuerscheinung: Nils Plath, Hier und anderswo

Nils Plath (Literaturwissenschaftler am Lehrstuhl für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Erfurt): Hier und anderswo

Zum Stellenlesen bei Franz Kafka, Samuel Beckett, Theodor W. Adorno und Jacques Derrida

Kaleidogramme Bd. 149, 560 Seiten, 15 x 23 cm, Broschiert, Kadmos Kulturverlag, ISBN 978-3-86599-350-2, 29,90 Euro

Nichts spricht dafür, von einem Text zu erwarten, auf der Stelle zu lesen zu sein, und nichts kann einem versprechen, ihn von der einen Stelle aus lesen zu können. Im „Stellenlesen“ wird dies produktiv vergegenwärtigt. Dazu nehmen in diesem Band konstellative Lektüren an Stellen bei Franz Kafka, Samuel Beckett, Theodor W. Adorno und Jacques Derrida ihren Ausgangspunkt.

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Und weiter geht es mit „Beckett bei Beckett“!

Lesereihe mit Texten von Samuel Beckett während der documenta 14
Veranstalter: Samuel Beckett Gesellschaft in Kooperation mit dem Wirt Brendan Kennedy

Die nächsten Termine:

Mittwoch, den 5. Juli 2017, 17 Uhr
Es lesen: Richard Cochran und Peer Schröder: „Sedendo und Quiescendo“ (engl./dt.)

Mittwoch, den 12. Juli 2017, 17 Uhr
Es lesen: Peer Schröder: „Dante und der Hummer“ und Helen MacCormac: „Dante and the Lobster“

Die Lesereihe mit ausgesuchten Texten von Samuel Beckett findet während der documenta 14 jeden Mittwoch in „Beckett’s Biergarten“, Friedrichsplatz, gegenüber dem Fridericianum statt.

Es wird Englisch und Deutsch gelesen, jeweils der Originaltext und die Übersetzung. Eintritt frei. Die Reihe wird fortgesetzt.

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Beckett bei Beckett

Während der documenta 14 veranstaltet die Beckett-Gesellschaft jeden Mittwoch in Becketts Biergarten eine (kurze) Lesung mit Texten von Samuel Beckett. Es wird jeweils der Originaltext und dann die Übersetzung gelesen.

Auftakt am Mittwoch, den 28. Juli, um 17 Uhr. Helen MacCormac liest „Love and Lethe“ und Peer Schröder „Von Liebe und Lethe“.

Eintritt frei

Ort: „Becketts Biergarten“, Friedrichsplatz, gegenüber Fridericianum, Kassel.

Veranstalter: Samuel Beckett Gesellschaft e.V. in Zusammenarbeit mit dem Wirt Brendan Kennedy.

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Buchtipp: Neue Studie zu Kafkas Prozeß

Der Autor Christian Kurze hat eine sehr empfehlenswerte Studie vorgelegt, die jetzt im Kadmos-Verlag erschienen ist. Titel: „Kafkas Proceß und die Satellitentexte – Verborgene Verbindungen zwischen Romantext und weiterer Prosa der Proceßzeit“ (192 Seiten/ 12×19 cm/ gebunden/ 19,90 Euro)

Nachfolgend ein Interview, das ich mit dem Autor am 31.5.17 geführt habe:

Was gab Ihrer Studie den ersten Impuls?
Die Idee ist während meiner Studienzeit an der Uni Braunschweig entstanden. Die Anregung kam während eines Kafka-Oberseminars von Prof. Jost Schillemeit, der einigen als Mitherausgeber der Kritischen Kafka-Ausgabe bekannt sein dürfte. Wir sprachen über die Strafkolonie, die im gleichen Zeitraum wie der Proceßroman entstand und die ganz offensichtliche Querverbindungen zum Roman aufweist. Zu untersuchen, ob dies eine singuläre Zufälligkeit ist, oder ob sich hier ein Kompositionsprinzip versteckt, war sozusagen die Geburtsstunde meines Büchleins.

Der eigentümliche, hochinteressante Kompositionsverlauf bei der Entstehung des Proceßromans ist bekannt: Kafka hatte das erste und letzte Kapitel bereits zu Beginn der Niederschrift verfasst, um ein Fragmentbleiben des Romans wie beim ‚Verschollenen“ zu verhindern. Worauf bzw. auf welche andere Auffälligkeit fokussiert sich Ihre vorgelegte Studie?
Wie schon eben angedeutet, geht es mir darum, den Entstehungsprozess des Romans unter die Lupe zu nehmen. Während der Romanentstehung von August 1914 bis Januar 1915 entsteht nämlich nicht nur In der Strafkolonie, sondern zahlreiche weitere Erzähltexte wie z.B. Der Dorfschullehrer, Erinnerungen an die Kaldabahn oder Der Unterstaatsanwalt, die auf den ersten Blick vermeintlich kafkatypisch rätselhaft und unverständlich daherkommen. Auf diese parallel zur Romanentstehung niedergeschriebenen Texte und ihre Bezüge zum Roman richtet sich mein Blick.

Was konnten Sie dabei herausfinden?
Ich habe mir angeschaut, zu welchem Zeitpunkt der Romanentstehung (welches Kapitel, welche Textstelle) welcher Paralleltext entsteht und konnte dadurch plötzlich erkennen, dass diese Texte in einem unmittelbaren Zusammenhang zum Proceßroman stehen: Einige fungieren als metaphorisch verschlüsselte Kommentare Kafkas zum Inhalt des Romans oder reflektieren den aktuellen Moment der Romanentstehung. Andere dienen als produktionsästhetische Steigbügel, die Kafka nach einer Schreibhemmung die Weiterarbeit am Roman ermöglichen sollten. Für diese Paralleltexte habe ich den bildhaften Begriff „Satellitentexte“ gewählt, da sie quasi wie Satelliten mit dem Roman verbunden in dessen Umlaufbahn kreisen.

Worin liegen Ihrer Ansicht nach die Gründe, dass Kafka sich mit Romanen schwertat? Er ging ja bzgl. des Proceßromans offensichtlich mit den Satellitentexten Umwege bzw. benötigte diese um überhaupt diesen Roman zu beginnen und fortzusetzen?
Kafka schrieb an drei großen Romanen, alle blieben unvollendet. Das ist kein Zufall, sondern hat ursächlich mit den Glückensbedingungen seines Schreibens zu tun, denen er sich seit der Niederschrift des Urteils im Jahr 1912 sehr wohl bewusst war. ‚Wie eine Geburt‘ müsse ein Text aus ihm herauskommen und dann ‚in einem Zuge‘ niedergeschrieben werden. Die Forderung an einen gleichsam inspiratorischen und vor allem ununterbrochenen Schreibvorgang war beim Niederschreiben eines Romans jedoch unerfüllbar. Hier – und das ist meine These – bediente er sich nun des Tricks, mit Hilfe der Satellitentexte immer wieder von Neuem Zugang zur Romanniederschrift zu erhalten, trotz unabdingbarer Unterbrechungen durch Schlaf oder Beruf.

Kann man vermuten, dass es Analogien bzw. Satellitentexte auch zu Kafka letztem Roman Das Schloß gibt?
Unbedingt! Kafka schreibt am Schloß von Januar bis August 1922. Ebenfalls in dieser Zeit entstehen u.a. die beiden bekannten Erzählungen Erstes Leid und Ein Hungerkünstler, die Kafka übrigens beide für Wert hielt, noch zu Lebzeiten zu veröffentlichen. Erstes Leid handelt von einem Trapezkünstler, der für die erfolgreiche Ausübung seiner Kunst stets das Turnen auf einem zweiten Trapez benötigt. Ein sinnfälligeres Bekenntnis zur produktionsästhetischen Notwendigkeit der Niederschrift von Satellitentexten kann es kaum geben. Gut möglich sogar, dass Kafka sich mit Erstes Leid gerade diese Notwendigkeit, die bei der Niederschrift des Proceß ja recht erfolgreich war, für den Fortgang der Arbeit am Schloßroman in Erinnerung rufen wollte…

 

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documenta 14: Harding/Beckett

Die documenta 14 gründet sich in Athen und Kassel auf verschiedenen wichtigen institutionellen Partnerschaften. Jede dieser individuellen Beziehungen mit den jeweiligen Institutionen – und den Menschen, die sie ausmachen – mündet in einer spezifischen Programmarbeit, Recherche, und gemeinsamen Projekten. Die Zusammenarbeit mit Partnerinstitutionen wendet sich hin zu einer öffentlichen Sphäre die ausschlussfrei und definiert durch Begegnungen und Möglichkeiten ist – eine öffentliche Sphäre, in Raum und Zeit.

Im Rizaris-Park greift David Harding  zwei Zeilen aus Samuel Becketts Gedicht „Cascando“ (1936) auf, um die Sehnsuchtslinien des Parks zu markieren: „If you do not love me I shall not be loved / If I do not love you I shall not love.“ (2017, Betonplatten und Bronzebuchstaben)

Quellen: 1, 2 (Fotos)

Hinweis auf ein weiteres Werk Hardings: Portrait of Samuel Beckett (from a Photograph by Jane Bown), 2016, Grafit auf Papier, 30 x 21 cm

 

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Buchempfehlungen

1. Excess and Reduction in Samuel Beckett, Raffaella Cantillo, LAP LAMBERT Academic Publishing (2016), 256 Seiten, Taschenbuch 55,90 Euro

This book is the outcome of many years of study in the field of Beckett studies, collating research taken from my three dissertations (MA, MPhil, PhD) on Samuel Beckett’s oeuvre. It is focussed primarily on his early years and it seeks to trace elements of those early steps throughout Beckett’s further works. I am of course indebted to Prof. Pilling’s formidable supervision at Reading University and to the resources made available to the University by the BIF (UK).

2. Samuel Beckett and Cinema (Serie: Historicizing Modernism), Anthony Paraskeva,  Bloomsbury 3PL (2017), 202 Seiten, Hardcover 80 Pfund, ebook (Kindle) 53,99 Pfund

This book is the first book to examine comprehensively the full extent of Beckett’s engagement with cinema and its influence on his work for stage and screen. The book situates Beckett within the context of first and second wave modernist filmmaking, including the work of figures such as Vertov, Keaton, Lang, Epstein, Flaherty, Dreyer, Godard, Bresson, Resnais, Duras, Rogosin and Hitchcock.

und: Ein älteres Buch – für Beckettianer ein Muss; sehr empfehlenswert:

3. Beckett (Das Begehren ist nicht totzukriegen), Alain Badiou, diaphanes Verlag 2006, aus dem Französischen von Heinz Jatho (Beckett. L’increvable desir), 14,95 Euro

Das gängige Beckett-Klischee des dunklen Existentialisten, die stereotyp wiederholte Ästhetik des Negativen hebelt Badiou aus und entdeckt zentrale Aspekte des Schönen, tiefverwurzelte Motive der Liebe und einen sehr präzisen Wahrheitsbegriff.

 

 

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Aktuelles von der Deutschen Kafka-Gesellschaft (DKG)

1. Die DKG ist in der Planungsphase für ein neues Format, das unter dem Titel ‚Kafka macht Schule‘ in diesem Jahr als Pilotprojekt geplant ist. Die Idee ist es, in einer Art eintägigen Lehrerfortbildung den Dialog von Schule und Wissenschaft zu befördern und vielleicht gemeinsam den ein oder anderen Unterrichtsentwurf zu erarbeiten, um den meistgelesenen Autor an Schulen wissenschaftlich noch differenzierter in den Unterricht einbringen zu können. Wenn sich das Projekt bewährt, dann soll es fortan regelmäßig im 2-Jahres-Turnus stattfinden und nicht nur auf Bayern begrenzt bleiben – alle Deutschlehrerinnen und -lehrer der DKG sind also gefragt!

2. Die DKG beteiligt sich gerade finanziell und ideell an einem Filmprojekt der Medien-hochschule Stuttgart. Dort wird derzeit ein 360°-Virtual-Reality-Film über Kafkas ‚Die Verwandlung‘ gedreht. Der fertige Film wird voraussichtlich ab Mitte des Jahres zu sehen sein. Es wird darüber informiert, wo ‚Kafkas Verwandlung 360°‘ zu sehen sein wird.

3. Der Band ‚Kafkas China‘ ist bereits in der Endredaktion. Er versammelt die Beiträge aus der Jahrestagung 2016 in Erlangen. ‚Kafkas China‘ ist bereits der 5. Band aus der Schriftenreihe „Forschungen der Deutschen Kafka-Gesellschaft“. Voraussichtliches Erscheinungsdatum: September 2017.  Verlag: Königshausen & Neumann.

Mehr zur DKG, siehe Links

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